Familienforschung der Familien Knüttel und Knittel

Die Bedeutung und Herkunft des Namens Knittel / Knüttel

 

Karikatur von Jo-El Azara, dem berühmten belgischen
Comics-Zeichner, zu Schillers Wallenstein

 

Im Folgenden beziehe ich mich auf die Ausführungen von Michel Knittel, Geudertheim, Frankreich. (Danke Michel!)

„Knüttel“ ist laut etymologischem Wörterbuch die Bezeichnung für einen groben Kerl, man kann aber nicht davon ausgehen, dass der Name einen gemeinsamen Ursprung hat. „Mit Knüttel/Knüppel/Knittel bezeichnete man im Mittelalter Leute, deren Charakter grob, deren Benehmen unverblümt, deren Verhalten herausfordernd, deren Empfindlichkeit oder Stolz auf kleine oder vermeintliche Angriffe mit grober Gewalt reagierten“ (Brief von Manfred Knittel, Weil/Rhein an Michel Knittel 1980).

Aber warum dann „Knüttel/Knüppel“? Ganz einfach war der Knüttel eine typische Bauernwaffe (Blankwaffen wie Schwert oder Säbel waren bei Bauern ja verboten), vgl. das ironische mittelhochdeutsch knütelhübsch = „zierlich wie ein Bauernprügel“.

 


Ein Bauer mit seinem Knüttel

Der Knüttel (Knüppel) war aber nicht nur eine sehr wirksame Bauernwaffe, sondern auch eine Kriegswaffe in der Form des sogenannten „Morgensterns“.

Außerdem: Mit Knittel/Knüttel meinte man auch ein „Werkzeug zum Klopfen“, ein Steinhauerwerkzeug (Steinmetzschlägel). Also mögliche Namensherkunft könnten Bergbaugebiete (Schweiz, Tirol...) angesehen werden.

Waren also alle frühen Knittel/Knüttel Bauern oder Krieger mit dieser ihrer Waffe oder waren sie grobe Menschen? Wohl nicht. Es gab auch sehr früh adelige Familien, die Knittel/Knüttel hießen (Schweiz, Breisgau), ein Ritter (s. Familie von Illikhusen) konnte „stolz“ sein, „Knittel" genannt zu sein. Es bedeutete, dass er jähzornig war, eine Eigenschaft, die früher weniger abfällig angesehen wurde.

Auch nicht uninteressant: „Der in der Fastnachtspielen auftretende Gegensatz von Stadt und Land erzeugt eine Fülle von Benennungen für Narren und Schalke, schwerfälligen Bauern: Kloß, Klotz, Klüpfel, Knode, Knoll... für plumpe Menschen“ (Sudentendeutsche Familiennamen des 15. u. 16. Jahrhunderts, 1973). Eventuell kann der Name Knittel bei einem Schauspieler, der regelmäßig den „groben Bauern“ spielte, geblieben sein.

Andere Möglichkeit der Namensherkunft: Knüttel kommt von Knutil aus dem germ. (Vor-) Namen Knut wie Wolfil (s. Wulfila, oder der Bischof Ulfila) aus Wolf kommt. Die Ableitung des Namens Knittel von Knuttilo stammt von Prof. Dr. Friedrich Schaub, der als Germanist und Historiker auch über Jahrzehnte lang der Chronist der Universität Freiburg gewesen ist. (Brief von Manfred Knittel 5.2.1980).  

 

Der Name Knittel / Knüttel wurde während der Renaissance (16. Jh.) „latinisiert“ , was bei gelehrten Menschen ziemlich üblich war. Man nannte sich dann "Knitelius". Bekannt ist die Koblenzer Firma Knitelius, die pharmazeutische Produkte herstellte. In Holland gibt es den Namen "Knuttel".

 

Von Peter Kindl erhielt ich die Information, wie aus "Knittel" aufgrund eines Schreibfehlers in kurzer Zeit "Kindl" wurde:

1.
Caspar Kindl
Verzeichnis der im Jahre 1771 von Wien aus zur Ansiedlung in das Temesvarer Banat abgegangenen Kolonisten 12. Oktober 1771 Caspar Kindl, 5 P, Binder aus dem Mainzischen (mit Familien Peter Wolffarth, Martin Imhoff, AdamFischbach)[Quelle: Franz Wilhelm und Wilhelm Kallbrunner, Quellen zur deutschen Siedlungsgeschichte in Südosteruopa, Seite 148/61; im Index unter Kindel]

2.
Caspar Kindl (Kniethel)
3291 Kindl (Kniethel) Caspar, Binder aus D-6140 Heppenheim a. d. B., 5 Personen, Wien 12. Oktober 1771 nach R-2920 Guttenbrunn/Banat ausgewandert.      [Quelle : Anton Reimann, Auswanderungen aus Hessischen Territorien nach Südosteuropa]

3.
Kaspar Knittel
Vermutete Heirat der (nachfolgend Abschrift): Anna Margaretha KNORTZ (Tochter des Theodor K. und der Elisabeth Heinrich)
ˆˆ 25./26.12.1740 Heppenheim verm. oo Heppenheim 29.09.1763 Kaspar KNITTEL aus Fulda; verm. wanderte er lt. Lit. 1.8. mit zwei Personen 1771 heimlich in das Banat. [Eintrag Ortssippenbuch Heppenheim II, unter Nr. 2896, Theodor Knortz]
1.8: Hans Reuß, Auswanderung aus dem Amt Starkenburg nach dem Banat im 18. Jahrhundert. Aus: Geschichtsblätter für den Kreis Bergstrasse, Bd. 5 (1972) S. 58-79

Sicher gibt es noch weitere Erklärungsmöglichkeiten für die Herkunft des Namens.

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